Der städtische Raum braucht eine umfassende Gewaltprävention

News 18.10.2023 Teilen

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Was tun? Was ist möglich? Das Forum Prävention liefert Ansätze

Es gibt auch in modernen Gesellschaften Gewalt, in vielen Formen und Facetten. Diese macht Angst, erzeugt weiters Wut und Ohnmacht, vor allem wenn man sich nicht handlungsfähig fühlt. Eine gewaltfreie Gesellschaft wird es auch in Zukunft nicht geben, Gewalt in unserer Gemeinschaft zu reduzieren ist aber möglich. Gewaltprävention ist von entscheidender Bedeutung, um das Wohlbefinden und die Sicherheit einer Stadt zu gewährleisten. In Städten, in denen Gewalt zwischen Jugendlichen – mit und ohne Migrationshintergrund – eine Herausforderung darstellt, ist es notwendig, ein ganzheitliches Vorgehen zu entwickeln, das auf den Säulen Wiedergutmachung, Repression, Frühen Hilfen, Bildung, Integration und Sozialarbeit beruht.

Opferschutz

Opfern wird medizinische, psychologische sowie legale Hilfe und Unterstützung angeboten.

Strafverfolgung und Abschreckung

Die Polizei und die Justiz müssen konsequent gegen Straftaten vorgehen, um die Täter:innen zur Rechenschaft zu ziehen und potenzielle Gewalttäter:innen abzuschrecken. Reine Haftstrafen bringen gerade bei straffällig gewordenen Jugendlichen oft mehr Probleme als Lösungen. Bewährt haben sich zusätzlich Ansätze, bei denen sie sich direkt mit ihren Opfern auseinandersetzen müssen und Schäden wieder gut machen.

Prävention muss früh ansetzen

Über Angebote der Frühen Hilfen erhalten Eltern und ihre Kinder eine Unterstützung, um frühzeitig sozialen und psychologischen Belastungssituationen zu begegnen. Auch Familienunterstützung durch Stärkung von Elternkompetenzen ist hilfreich, um gewalttätiges Verhalten in der Familie zu reduzieren und ein positives Umfeld zu schaffen. „Besonders in sozial benachteiligten Stadtteilen ist es notwendig, frühzeitig – bereits im Kindergarten – auf Sozialarbeit zu setzen, um mit Familien in Kontakt zu kommen,“ weiß Christa Ladurner, Koordinatorin des Fachstelle Familie im Forum Prävention.

Integration

In Südtirol gibt es noch zu wenig Plattformen für den interkulturellen Austausch und die Förderung von Verständnis und Toleranz zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen.
Ein weiterer Ansatz ist die Förderung von Bildungs- und Berufschancen für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Das verbessert ihre Integration und soziale Mobilität. Je mehr Perspektiven junge Menschen erhalten, desto weniger fühlen sie sich ausgegrenzt. Auch die Etablierung von Mentoring-Programmen, um Jugendliche mit positiven Vorbildern zu verknüpfen und ihre persönliche Entwicklung zu unterstützen, geht in diese Richtung.
Der Streetwork-Ansatz steckt in Südtirol noch in den Kinderschuhen. Auf Basis der Streetwork Charta braucht es ein landesweites Streetwork Konzept, das in erster Linie auf soziale Integration für soziale Randgruppen baut.

Antidiskriminierung

„Strategien zur Reduktion von Diskriminierung und Rassismus sind wichtige Komponenten der Prävention, da Rassismus und Diskriminierung selbst Formen von Gewalt sind und wiederum Nährboden für gewalttätige Handlungen sein können. Diese umfassen sowohl strukturelle als auch personenorientierte Maßnahmen,“ sagt Lukas Schwienbacher, Koordinator der Fachstelle Gewalt.
Für das alles braucht es die Sicherstellung ausreichender finanzieller Mittel und fachlich gut ausgebildetes Fachpersonal.

„Durch die Zusammenarbeit von politisch Verantwortlichen, Ordnungskräften, Gemeinden und sozialen (Präventions-)Einrichtungen kann eine sicherere und integrativere Stadt geschaffen werden, in der junge Menschen gewaltfrei leben und ihre Potenziale entfalten können. Die Gemeinden als Akteure sind dabei ein Schlüsselfaktor,“ sagt Peter Koler, Direktor des Forum Prävention.